Engel
der Liebe
Sternenübersät zeigte sich der Abendhimmel, der Vollmond hing im Firmament.
Mona saß mit angewinkelten Beinen im Kies der Dachterrasse des Hochhauses und blickte ins Sternenmeer. Plötzlich erhob sie sich und ging mit leisen Schritten zum Geländer, hielt sich darin fest und blickte in die Tiefe.Wie weit mochte wohl der Asphalt der Straße entfernt sein?
Die Lichter der Autos spiegelten sich in den Auslagen der Geschäfte, Ampeln blinkten.
Hektisches Treiben, auch des Nachts. Keine Ruhe und kein Inne halten.
Mona spürte wieder das rastlose Verlangen, sich über die Absperrung zu schwingen und in die Tiefe zu segeln. Schweben und nichts mehr fühlen, losgelöst von Erdenschwere, nicht mehr gefangen sein in den Nöten des Lebens, endlich frei sein. Und doch, dort unten lauerten Tod und Verderben, sie musste hier bleiben.
Langsam löste sich Mona von dem Geländer und setzte sich auf den Boden. Wie unendlich schön muss es sein, durch das All zu segeln, nur den Wind und die unendliche Weite zu spüren. Ich sehne ich mich sosehr danach, warum nur warum ? Johannes, meine Mann, schläft ahnungslos in seinem Bett. Er liebt mich über alles und doch ahnt er nichts von meinen Nöten und Ängsten. Die Arbeit im Altersheim ist oft so belastend. Die Arbeitskollegen voller Neid und Missgunst. Ich habe doch keine Chance gegen sie. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Wie lange halte ich hier noch durch? Gibt es einen Gott der mich liebt, mich braucht?
Mona blickte wieder auf das Lichtermeer der Stadt. Ich fühle mich hier einsam. Warum mussten wir in diese Stadt ziehen. Wie sehne ich mich nach einem Häuschen im Grünen, weit weg von Lärm, Schmutz und Staub. Warum rede ich nicht mit Johannes darüber. Habe ich Angst, dass er mich nicht verstehen wird? Warum quäle ich mich?“
Blitzschnell eilten ihre Gedanken in die Vergangenheit. Warum war ich als Kind oft allein? Wie vermisste ich meine Eltern und den kleinen Bruder. Warum mussten sie bei diesem schrecklichen Unfall ihr Leben lassen. Hatte mein Vater nicht aufgepasst. War er zu schnell in die Kurve gefahren? Warum krachte das schwere Gefährt gegen die Felsmauer? War ich schuld? Warum bin ich nicht mitgefahren. Der kleine Hund meiner Tante Sabrina war wichtiger. Er war so ein süßer Kerl. Was habe ich falsch gemacht?
Tante Sabrina war oft ungeduldig. Sie war sicher mit mir restlos überfordert. War wohl nicht einfach, als Single plötzlich Mutter zu werden. Ich war so schüchtern. In der Schule hatte ich keine Freundin, ich war langweilig und fad. Wie gerne hätte ich von meinem Kummer erzählt. Die Ausbildung zur Alten- und Krankenpflege lief ganz gut. Die Arbeit mit den alten Leuten war anfangs nicht anstrengend. Und dann der schlanke liebe Bursch. Johannes. Das Leben machte plötzlich Sinn. Wie fühle ich mich geborgen in seiner Nähe. Heute sind wir ein glückliches Paar. Meine Arbeit im Altersheim macht mir doch Freude Die alten Leute lieben Johannes.
Seine herzliche Art mögen alle. Warum trau ich meinem Glück nicht? Lauerte an der Biegung des Flusses das nächste Unheil?
Zitternd vor Angst saß Mona zusammengekrümmt am Boden der Terrasse.
Helles warmes Licht erfüllte plötzlich das Dunkel der Nacht. Mona blickte der Gestalt entgegen, die geradewegs vom Himmel gefallen war. Seltsam jetzt war ihr Herz frei von jeder Angst.
Das lichterfüllte Wesen setzte sich zu ihr. Nun konnte Mona die Gesichtszüge erkennen. Eine Fülle von blonden Haaren umrahmte das engelsgleiche Gesicht. In den Augen lag unendlich viel Liebe, vollendete Zärtlichkeit umfloss ihn. Geblendet schloss Mona für einen Augenblick die Augen. Wie leicht war ihr plötzlich zu Mute. Ein Engel. Liebevoll streckte er die Arme aus und legte die Hände auf ihre. „Wer bist du?“ Wisperte Mona. „Jesus, Gott, oder mein Schutzengel? Ihr lichtvolles Gegenüber lächelte und antwortete mit melodischer Stimme. „All dies und nun bin ich bei dir“
„Ich ….“ Mona stockte, sie wollte ihm erzählen, was sie fühlte, warum sie die Traurigkeit vom Leben ausschloss. Doch da spürte sie, er wusste alles, er durchschaute ihr ganzes Sein, wusste jeden Gedanken und spürte jede Faser ihrer Verzweiflung. Er öffnete die Arme und sie ließ sich fallen, ruhte an seiner Brust. „Du liebst mich“, antwortete sie nach einer Weile. In ihrer Stimme lag tiefstes Erstaunen. „Alle Menschen auf dieser Erde leben im Licht meiner Liebe. Wer sein Herz für mich öffnet, kann sie spüren und empfangen. Meine Liebe umspannt euren Planeten und das All.“
„Sieh nur und ich …“, sagte die Stimme. „ … zeige dir die Welt.“ Leicht legte das engelgleiche Wesen seine Arme um sie: Nun erhoben sie sich in den Himmel und schwebten mit den Wolken. Noch immer fühlte sich Mona unbeschwert und frei. Jegliche Angst war von ihr gewichen. Von hier oben sah die Weld ganz anders aus. Die winzigen Lichter der Stadt. Wiesen und Felder, beleuchtet vom fahlen Licht des Mondes. Das silberne Band der Flüsse. Schluchten und Täler, hohe Berge und dunkle Wälder. Schlafende Städte und Dörfer. Die Lichtkegel der Autos auf den Autobahnen. Doch kaum Lärm drang ins Firmament. Frieden und Stille war hier oben, nur der Wind liebkoste ihr Gesicht und die Wärme der sicheren Hände umgaben sie. Die Schatten wichen und das Sonnenlicht durchdrang die Wolken. Unter ihnen lag das breite Bett des Meeres. Möwen kreischten und riesige Dampfer durchpflügten das Wasser.
Dann wieder trockene Hitze und die unendliche Weite der Sandwüste. Fremde Landstriche und Städte erblickte ihr Auge.
Weiter ging die Reise, die Zeit verflog im Nu. Wie lange war sie nun schon unterwegs? Freude und Glück und eine Leichtigkeit erfüllten Monas Herz und sie vergaß jede Traurigkeit und Schwermut. Wie schön waren doch die Weite des Himmels und die Faszination Erde.
Nun holte sie die Dunkelheit ein und Mona erblickte die Lichter der Stadt. Sanft landeten sich wieder auf der Terrasse des Hochhauses. Unsicher blickte sich die junge Frau um. Hatte sie dies alles geträumt?
Sie drehte den Kopf und blickte in die Augen des Engels und spürte den Strom der Liebe. Wie gut fühlte es sich in seinem Armen an. Er durfte nie mehr von ihr gehen, er musste bleiben.
„Ich bin immer bei dir, jede Sekunde, Minute, Stunde immer bin ich hier“. Sie hörte den Klang seiner liebevollen Stimme und wusste, dass er die Wahrheit sprach.
„Danke und leb wohl.“Leicht löste sie sich aus seinen Armen. Sie musste gehen, Johannes würde sicher wach liegen und auf sie warten.
Mona lief leise zur Balkontür, öffnete diese und schlüpfte in das Innere der Wohnung. Johannes schlief. Nun bewegte er sich leicht und flüsterte ihren Namen. Mona kroch ins Bett und schmiegte sich an ihren Mann.
Am nächsten Morgen fühlte sich Mona wunderbar ausgeschlafen. Leicht und beschwingt meisterte sie ihre Arbeit im Pflegeheim. Immer öfter schweifte ihr Blick zu Johannes, in dessen Augen Verwunderung und auch Sorge stand. Was mochte er wohl denken? Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu dem hellen und liebenden Geschöpf der Nacht. Sie konnte förmlich dessen Liebe spüren, Zärtlichkeit strömte durch ihr Herz und Sein. Wie konnte sie dieses Glück mit Johannes und all den Menschen in ihrer Umgebung teilen? Sie musste achtsam sein, durfte die anderen damit nicht erschrecken. Ich muss auf mein eigenes Herz achten. Soviel Glück ist schwer zu fassen.
Mona fütterte zu Mittag alte Menschen, half beim Umziehen und zusammen räumen. Nachmittags fuhr sie mit dem Rollstuhl eine gebrechliche Dame spazieren. Die Sonne strahlte warm vom Himmel, die Vögel sangen ihre Lieder. Nun saß Mona auf der Bank unter dem Lindenbaum und schwatzte mit der alten Frau. „Sie schauen heute so glücklich und zufrieden aus. Es ist richtig eine Freude sie anzusehen“, begann diese zu sprechen. „Ja, es geht mir gut, an so einem wunderbaren Tag fühle ich mich wohl.“ Mona zeigte auf einen Wolkenschleier am Himmel und meinte: „Sieht aus wie ein Engel.“ Die alte Dame neigte den Kopf in die gezeigte Richtung und staunte. „Stimmt, und wie er die Hände ausbreitet, so als wollte er uns beschützen“, „Das tut er bestimmt“, antwortete Mona und lächelte.
„Für mich ist es der Engel der Liebe. Wenn wir an ihn glauben, dann kann er in unserem Herze wohnen. Von dort sendet er die Liebe zu allen Menschen. Er ist uns immer nah, wohin wir auch gehen.“
„Kind erzähle mir mehr von ihm, es tut so gut, dies zu hören.“ Die alte Dame sah sie erwartungsvoll an.
„Die Liebe beginnt in uns. Wenn wir anfangen, unser Selbst zu ergründen, uns anzunehmen und zu lieben so wie wir sind, dann beginnen wir uns zu verzeihen und zu vergeben.
Wissen wir doch, dass es im Himmel einen himmlischen Vater gibt, der uns Kinder liebt, so wie wir sind. Wenn wir uns tag täglich aufs Neue verzeihen, dann beginnt der Himmel zu leben. Jeden Tag ein Stückchen mehr. Man bekommt jede Minute mehr Übung darin. Ich musste auch lange warten um dies zu begreifen. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde die nicht erklärbar sind. Vielleicht ist das auch gut so.“
Mona blickte zum Himmel, dort stand die Wolke still. War es der Engel der Liebe? Würde er heute Nacht wieder auf sie warten? Einem inneren Impuls folgend, küsste sie die Innenfläche ihrer Hand und streckte sie dem Himmel entgegen.
Die alte Dame blickte sie noch immer an, dann lachte sie und Tränen rannen ihr über die Wangen. Mona neigte sich zu ihr, umarmte sie zärtlich und weinte mit ihr. Rasch zog sie ein Taschentuch aus der Manteltasche und wischte die Tränen fort. Leise sagte Mona: „Der Engel der Liebe ist uns immer nah. Er liebt uns Menschen unendlich …“
„Danke mein Kind, es tut gut so schöne Worte zu hören und mein altes Herz wird dabei ganz froh.“
Abends saßen Johannes und Mona noch bei Kuchen und Tee beisammen. Immer wieder blickte Johannes besorgt nach ihr, bis er schließlich sagte: „Du warst heute den ganzen Tag sehr aufgekratzt. Ich erkannte dich nicht wieder. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“
Liebevoll legte er die Arme um sie und meinte noch: „Ich wüsste zu gerne warum?“
„Es geht mir gut, mach dir bitte keine Sorgen. Heute war ein wunderschöner Tag und zum ersten Mal seit langer Zeit, holten mich die Schatten der Vergangenheit nicht ein. Sie waren wie fortgewischt.“
„Du sitzt nachts oft auf der Terrasse. Ich weiß, dass du alleine sein und nicht gestört werden möchtest. Ich bin oft voll Sorge um dich und wüsste zu gerne, was dich bedrückt, worüber du nachdenkst. Ich spüre, dass du nicht gerne hier in dieser Stadt lebst. Die vielen Menschen, das laute Getriebe macht dir Angst und erinnert dich an die Vergangenheit. Du bist manchmal sehr unglücklich und das bereitet mir Kummer.“
Mona strich zärtlich über seine Wangen. „Der Engel der Liebe gibt auf uns beide Acht, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es geht mir gut, wirklich.“
Johannes blickte sie erstaunt an. „Du glaubst an Engel. Ich dachte … damals … nach dem Unfall deiner Eltern konntest du an nichts mehr glauben.“
„Ja damals, inzwischen habe ich meine Meinung geändert. Sei geduldig, ich werde dir noch mehr von ihm erzählen. Doch jetzt bin ich müde, lasst uns ausruhen und schlafen gehen.“
Johannes seufzte. „Wie du meinst, ich bin heute auch ziemlich geschafft. Es war sehr viel los in meiner Abteilung.“
Mona lag wach in ihrem Bett. Sie hörte die ruhigen Atemzüge ihres Mannes. Leise stieg sie aus dem Bett, öffnete die Balkontüre und betrat die Terrasse. Noch einmal drehte sie sich um, das fahle Licht des Vollmonds beleuchtete das Gesicht ihres schlafenden Mannes. Er liebt mich über alles. Gott ich bin dir so dankbar für diese Liebe.
Manchmal kann ich es gar nicht fassen, dass er in mein Leben gekommen ist. Verdiene ich seine Liebe? Doch, warum sind meine Zweifel und Ängste immer noch stärker?
Mona betrat die Terrasse und sah sich um. Da war sie wieder die lichte Gestalt, er wartete auf sie. Leichten Schrittes eilte sie ihm entgegen und blickte in sein Gesicht. Er lächelte ihr entgegen und Monas Herz begann wild zu schlagen. Er liebt mich, mich …
Sie setzte sich und schmiegte sich in seine Arme. „Du hast verstanden“, begann er leise zu sprechen. Die Liebe wohnt in deinem Herzen, mach die Tür auf und trete ein und du wirst deine Traurigkeit hinter dich lassen und das Leben wird leichter sein.“
„Und ich werde mir meine Sünden verzeihen, alle … und du wirst mir dabei helfen. Wenn ich falle, dann hilfst du mir beim Aufstehen, auch wenn ich dich nicht mehr sehen werde, du bist mir nahe. Von Gott geliebt bin ich. Und jeder meiner Brüder und Schwester ist mir ebenbürtig und ich werde mich nicht über sie stellen. Nation und Religion spielen von nun an keine Rolle mehr, denn in deinen Augen sind wir alle gleich. Ich weiß, der Weg ist schwer. Wie oft werde ich in alte Gewohnheiten zurückfallen? Und ich bin nicht schuld am Tod meiner Eltern und meines Bruders …!“
Mona drehte sich um und blickte in seine Augen. „Niemand ist schuld, weder du noch sonst jemand. Nun sind sie geborgen in der Liebe des Vaters, im Land wo es keine Tränen mehr gibt. Du wirst dir selbst, deinem Kind und Johannes deine Liebe schenken und diese Liebe in die Welt hinaustragen.“ Der Engel strich Mona zärtlich über die Wangen.
Die junge Frau schloss die Augen. Wie sehr habe ich mir ein Kind gewünscht .Was wird Johannes zu dieser Botschaft sagen?
Mona hob die Hand und strich dem Engel durchs goldene Haar und flüsterte: „Ich danke dir von Herzen für deine Worte und dass du mir den Weg gezeigt hast.“
„Ich muss nun wieder fort, doch ich lebe und liebe in deinem Herzen, bitte vergiss das nie. Wenn du meine Hilfe benötigst, dann ruf meinen Namen. Und dies ist mein Geschenk an dich. Wann immer du in Not bist und meine Hilfe benötigst. Trink aus diesem Kelch er wird dir Kraft, Stärke und Energie schicken.“
Mit diesen Worten überreichte der Engel der Liebe einen goldenen Kelch, gefüllt mit einer honigfarbenen Flüssigkeit. Dann küsste er Mona noch einmal auf die Stirn und segnete sie. Sein Licht begann allmählich zu verblassen.
„Lebe wohl, geliebter Bruder“, flüsterte Mona. „In meinem Herzen hast du einen sichern Platz und ich werde immer die Tür öffnen um zu dir zu gelangen. Und ich weiß, du wirst mir deine Hilfe niemals versagen, wohin mein Weg mich auch führen mag. Du bist mir nah.“
Plötzlich hörte sie Schritte. Johannes legte eine Decke um ihre Schulter und strich ihr durchs Haar. „Komm mein Schatz, es ist schon spät.“
Mona öffnete die Augen und blickte ihn ruhig an. „Glaubst du an den Engel der Liebe. Er hat mir diesen Kelch geschenkt und mir versprochen immer nahe zu sein. Wenn wir daraus trinken erhalten wir Kraft und Stärke. Dies ist das Zeichen seiner Liebe zu uns Menschen. Bin ich jetzt verrückt?“
Johannes strich durch ihr Haar. „Liebes ich glaube an diesen Engel, er ist mir genauso nah, wie dir.“
Behutsam glitten seine Finger über den goldenen Rand des Kelches. „Du bist ihm auch begegnet. Seine Augen sind voller Liebe, sein ganzes Wesen umstrahlt die Zärtlichkeit.“
„Du glaubst mir und meinst nicht, dass ich dies alles geträumt habe?“
„Du sprichst die Wahrheit, auch ich bin ihm schon begegnet. Wer ihn um Hilfe bittet, bekommt sie.“
„ Unser Kind wird von ihm beschützt. Er hat mir diese Botschaft überbracht, ahnte ich doch schon Wochen, dass sich mein Körper verändert. Nun habe ich die Gewissheit.“
Johannes legte die Arme um seine Frau, drückte sie zärtlich an sich. „Was für ein wunderbares Geschenk. Ich liebe dich sosehr, mehr als alles auf dieser Welt. Ich liebe dich. Und ich freu mich auf unseren Erdenbürger. Bald sind wir eine kleine Familie. Ich habe eine Überraschung für dich. Eigentlich wollte ich es dir erst morgen früh erzählen.
Am Stadtrand gibt es ein entzückendes kleines Haus am See, umgeben von Wiesen und Wäldern. Wir beide sehen uns am Wochenende dort um. Es gehört einer sehr lieben, alten Dame. Sie zieht ins Altersheim und möchte ihr Heim verkaufen. Ich bin mir sicher, es wird dir auch gefallen.“
Mona legte den Kopf an seine Brust. „Ich kann es gar nicht fassen. Oh Johannes, es wird schön werden. Du und ich und unser Kleines.“
Der junge Mann hob seine Frau hoch und trug sie ins Innere der Wohnung. Mona hielt den Kelch fest in der Hand. Behutsam stellte sie ihn dort auf den Tisch.
Eng an einander gekuschelt bat Johannes Mona von ihrer Begegnung mit dem Engel der Liebe zu erzählen.
„Vorletzte Nacht war ich wieder auf der Terrasse“, begann die junge Frau. „Ich war so verzweifelt, mein ganzes Leben holte mich ein und ich dachte nur noch daran zu sterben.“
Johannes zuckte zusammen, fest legte er seine Arme um Mona und hörte zu. „ Doch dann kam wie aus dem Nichts, eine helles, wunderbares Wesen. Sein goldenes, langes, gewelltes Haar glänzte im Mondschein. Aus seinen Augen strahlte nur Liebe.
Ich hatte niemals zuvor solch Licht gesehen und diese Glückseligkeit gespürt Er schloss mich in seine Arme und zeigte mir die Schönheiten der Erde. Er erzählte mir von der grenzenlosen Liebe Gottes zu allen Menschen, ohne Rücksicht auf Hautfarbe, Beruf und Religion. Er wartet nur darauf, dass wir uns auf seine Liebe einlassen, uns selbst verzeihen. Unsere Angst müssen wir nicht verdrängen, sondern sie liebevoll annehmen und hindurch gehen. Wir dürfen all unsere Mitmenschen lieben und das gelingt nur dann, wenn wir bei uns selbst beginnen, uns akzeptieren, so wie wir sind.
Heute Nacht erzählte mir dieser Engel, dass wir beide gut für unser Kind sorgen werden. Seine Liebe wird uns begleiten durch alle Zeiten.
Wenn wir die Tür zu unserem Herzen öffnen und ihn einlassen, dann kann er für uns wirken, uns nahe sein. Doch dazu benötigt er unser bedingungsloses JA. Und ich hatte immer Angst, dir von mir zu erzählen. Ich wollte dich nicht mit meinen Sorgen belasten. Der Engel der Liebe wusste alles von mir, er kannte jede Faser meines Seins und doch umgab er mich nur mit Liebe und Zärtlichkeit. Es ist ein wunderbares Gefühl, so geliebt zu werden.
Große Dankbarkeit erfüllte mich, und ich weiß jetzt wie schön es ist deine Frau zu sein, deiner Liebe würdig zu sein. Ohne Angst jeden Morgen ins Auge zu schauen, ohne Schuldgefühl wegen dem Tod meiner Eltern und meines Bruders. Ich weiß, sie sind dort im glücklichen Land gut aufgehoben. Viele Antworten erhielt ich auf meine Fragen. Und ich bin dir so dankbar, dass du mich verstehst und mir zuhörst.“
„Ach Liebes, was musstest du erleiden. Ich wusste, dass dich Schweres bedrückt. Doch jetzt wird alles gut. Versprich mir, dass du auch in Zukunft alle Ängste, Sorgen und Nöte mit mir teilen wirst. Aber es ist ein guter Anfang. Ich danke dir, dass du mir vertraust.“
Das Mondlicht sandte seine Strahlen durch das offene Fenster des Schlafzimmers. Bevor Mona einschlief, saß sie den hellen Schein am Firmament. „ Gute Nacht, liebster Bruder, Engel der Liebe, danke und schlaf gut …“