Der Vollmondkobold

Gute Nacht Geschichte
Heidemarie Rottermanner

Dunkelheit und alles liegt im Schlaf. Doch jetzt schiebt der Mond die Wolken zur Seite und schickt sein mattes Licht auf die Erde.
Und Anna ist wieder einmal aufgewacht. Schon überlegt sie, ob sie zu Mama und Papa laufen soll, denn sie mag die finstere Nacht rein gar nicht.

Ein Silberstrahl des Mondlichtes leuchtet durch das Fenster und erhellt den Boden. Da sitzt doch jemand.
Anna steigt aus dem Bett und setzt sich. Was ist da.
Ein kleines glänzendes Männchen kauert da und sieht sie an.

Plötzlich öffnet er den Mund und spricht: „Du brauchst keine Fragen stellen, ich weiß alles. Du bist Anna und liegst nicht gerne alleine in deinem Bettchen und du fürchtest dich.“

Anna ist empört. Was erlaubt sich diese winzige Lausebengel. Sie wird richtig wütend. Am liebsten würde sie schreiend durch das Zimmer laufen und mit den Füßen stampfen. Doch halt, alle schlafen und wollen keinen Krach.

Sie beruhigt sich und setzt sich zu dem frechen Kerl.

„Wer bist du eigentlich?“

„Oh ich bin der Vollmondkobold und ich erschrecke die Menschen und schicke ihnen böse Träume.“

„Aha, so ist das und du findest das natürlich ziemlich toll.“

„Schon.“ Der Kobold kratzt sich am Kopf. „Eigentlich macht es Spaß“.

„Wirklich?“

„Und du fürchtest dich jetzt,“ fragt der Kobold und lacht schadenfroh.“

„Nö,“ antwortet Anna. „Du siehst sehr lustig aus. Ich liege lieber im Bettchen unter der warmen Decke und brauche nicht frieren, kann mich ausruhen und muss nicht durch die kalte Nacht fliegen.“

„Meinst du.“ Der Kobold lacht nicht mehr. „Tja, jetzt macht es keinen Spaß, es war immer so schön, wenn die Leute Angst hatten und die Kinder zu ihren Eltern laufen und Krach machen.“

„In der Nacht soll man schlafen und sich ausruhen, dann ist man am nächsten Tag ausgeschlafen, ist lustig und freut sich den Lebens und das ist schön.“ Anna gähnt und hüpft in ihr Bettchen.

Der Vollmondkobold fliegt zu Anna, sie öffnet die Hand und der Kobold landet sanft.
„Eigentlich hast du recht, liebe Anna, es macht gar keinen Spaß die Leute zu erschrecken und böse Träume zu schicken. Es macht nur traurig und es gibt Ärger und das tut mir sehr leid.“

„Na siehst, du musst das auch nicht tun. Es geht auch anders.“

„Wie?“

Schick bunte Träume, fröhliche. Erzähle liebe Geschichten, flüstere feine Gedichte, du hast doch eine schöne Stimme.“

Der Kobold lächelt. „Das hat mir noch keiner gesagt. Danke liebe Anna, schlaf fein, bis morgen früh um acht, dann ist der Tag ganz wunderbar.“

„Nein bis um sieben, denn dann gehe ich in den Kindergarten, das macht Spaß. Flieg nach Hause lieber Kobold und gute Nacht.“

Sogleich ist Anna eingeschlafen. Ein Lächeln liegt in ihrem Gesicht. Als die Mama morgens in ihr Zimmer kommt, lächelt Anna noch immer.

„Hast du fein geträumt, mein Mädchen, fragt die Mama.“

„Ja, ganz wunderbar. Der Vollmondkobold hat mir versprochen, dass er keine bösen Träume mehr schickt.“

„Nun versprochen ist versprochen, hoffen wir, dass er sich daran hält.“ Meint darauf die Mama.

„Das tut er,“ weiß Anna, „ganz bestimmt.“

Über Heidemarie

verheiratet, zwei Söhne. Lebt in Niederösterreich in traumhafter Lage.

20. Januar 2023 von Heidemarie
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